Sonntag, 14. Juni 2020

Frühsommer im Kloster – Wochen 31 - 41

Bevor meine Klosterzeit in Rom in knapp vier Wochen endet, möchte ich doch noch von meinen Erlebnissen der letzten zwei Monate (kaum zu glauben wie die Zeit vergeht) berichteten.

Von Mitte März bis Anfang Mai galt für das Kloster eine strenge Ausgangssperre, um die Ansteckungsrate zu minimieren. Die von der italienischen Regierung geforderte Quarantäne erlaubte es den Römern das Haus nur zum Einkaufen im eigenen Viertel oder zur Arbeit zu verlassen. Trotz allem hatte ich das Privileg, die Kar- und Ostertage nicht per Livestream feiern zu müssen. Auch wenn die Fußwaschung am Gründonnerstag und das Osterfeuer wegfielen, war Ostern für mich dieses Jahr fast „normal“.
Der erste Schritt der Öffnung ermöglichte wieder sportliche Aktivitäten und so entschied der Abt von Sant’Anselmo, nach einem Gespräch mit der Hausgemeinschaft und einer internen Umfrage, dass das Kloster von 5 – 9 Uhr für Spaziergänge etc. verlassen werden darf. So brachen ein Mitvolontär und ich am ersten Tag der Öffnung (4. Mai) um halb sechs auf und entdeckten auf einer klassischen Sightseeingtour den menschenleeren Petersplatz, das Pantheon und den Trevibrunnen ganz neu.
Seit der kompletten Aufhebung der Ausgangssperre am 18. Mai habe ich viele Dinge nachgeholt, die eigentlich schon im Frühling auf dem Programm standen. Eine der ersten großen Ausflüge war die Siebenkirchenwallfahrt. Als kleine deutschsprachige Pilgergruppe machten wir uns auf den Weg. Nach ca. acht Stunden und ungefähr 25km erreichten wir den Petersdom und stimmten dort vor dem Eingangsportal „Großer Gott wir loben dich“ an. Ein einzigartiger und prägender Moment. In der Woche zuvor hat sich gezeigt: Mit dem Fahrrad schafft man die sieben Kirchen gut in 1h 45min. 
Am 2. Juni, dem festa della repubblica verliessen wir Volontäre das erste Mal seit langem Rom. Mit dem Fiat Panda des Klosters fuhren wir in Richtung Norden, an den Lago Bracciano, einem Vulkankratersee und genossen, trotz dem leichten Sonnenbrand, den ich mir geholt habe, einen entspannten Tag am und im See.
Die päpstliche Sommerresidenz Castel Gandolfo ließ Papst Franziskus 2016 für Besucher öffnen. Während seine Vorgänger das in den Albaner Bergen gelegene Schloss zur Erholung nutzen, konnten wir nun den Fuhrpark der Papamobile, die fürstlichen Säle, die wunderbare Aussicht bis nach Rom und die weitläufige Gartenanlage genießen. Der Bauernhof, der in der Anlage liegt, liefert bis heute Produkte an den Papst und auch ein päpstliches Schwimmbad soll es geben.

Ich bin dankbar, dass die Gemeinschaft hier gesund durch diese fase uno kam und ich trotz allen Einschränkungen diese Zeit im Kloster miterleben durfte. Einige Ausflüge stehen noch an. Über diese werde ich jedoch in meinem nächsten Beitrag berichten. So lange kann ich ihn dieses Mal nicht aufschieben ;)