Mittwoch, 18. Dezember 2019

Woche 13 - 14 - 15 - 16 - Adventszeit


Der letzte Blogeintrag liegt schon wieder einige Wochen zurück und ich merke wie schnell die Zeit und der Alltag hier in Sant’Anselmo vergehen. Darum möchte ich auch euch an einigen Erlebnissen der letzten Wochen teilhaben lassen. 

Die Rückkehr nach meinem Kurzurlaub zu Hause fühlte sich gut an. Zu Sant’Anselmo kann ich jetzt nach drei Monaten sagen: Da bin ich daheim. (Zumindest bis nächsten Juli.)
Die Adventswochen sind bisher eine arbeitsintensive Zeit. Der Pfortendienst wird noch bis in den Januar von den Volontären übernommen, da unser Pförtner Ende November einen Autounfall hatte. Für den Assistenten des Priors standen die letzten beiden Wochen unter dem Motto Weihnachtspost. Etwas mehr als 700 Briefe wurden von mir mit Absenderstempel versehen und bedruckt. Dank dem Kopierer, der in der Kurie des Abtes steht, klappte das zügiger als vorher gedacht. Eingetütet und frankiert gingen die Briefe am Dienstag mit der Vatikanischen Post in die ganze Welt. Bspw. in die USA und nach Südkorea oder nach Tansania und Venezuela. Beim Einwerfen der Briefe war ich zum ersten Mal „dienstlich“ auf dem Petersplatz und nicht nur als Tourist.
Insgesamt ist die Adventszeit im Kloster abwechslungsreich gefüllt. Am Gedenktag „Unsere Liebe Frau von Guadalupe“ gab es ein mexikanisches Frühstück: Rührei, Tomatensauce (schärfer als gedacht) und Maracujajoghurt. Für die deutschsprachigen Residenti veranstalteten wir einen adventlichen Abend mit Glühwein, selbst gebackenen Lebkuchen und auch Christstollen von einem österreichischen Bäcker hier in Rom. Auch im salla di studenti steht der Christbaum schon.
Letzten Samstag nutzte ich meinen freien Tag in der Woche für einen Ausflug nach Neapel. In etwas mehr als einer Stunde war ich mit dem Zug fast 200km weiter südlich. Mit Blick auf den Vesuv entspannte ich am Strand. Bei einer Free Walking Tour (durch Trinkgeld finanziert) entdeckte ich das spanische Viertel mit seinen engen Gassen, den Piazza … mit seinem von den Kolonaden des Petersdom und der Kuppel des Pantheon inspirierten Dom und die Altstadt mit seinen zahlreichen Kirchen. Ein weiteres Highlight der Führung war ein „traditionell“ zubereiteter Kaffee bei dem die Kanne, nachdem das Wasser kocht, umgedreht wird. (Link) Trotz dem Lärm der Stadt und dem Risiko jederzeit von einem Roller überfahren zu werden hat sich dieser Kurztrip gelohnt.
Als ich mir gestern Abend noch ein Eis holen wollte (ja das geht auch bei 12 Grad Außen-temperatur) musste ich leider feststellen, dass die Gelateria meines Vertrauens bis Anfang Februar geschlossen ist. Dabei gab es dort so gute Wintersorten wie Apfel-Zimt oder Clementine-Ingwer.
Heute steht das Weihnachtsessen für die Studenten des Ateneo an. Was es mit der Pinata auf sich hat erzähle ich dann beim nächsten Mal.

Sonntag, 17. November 2019

Woche 10 - 11 - 12 - Novemberwochen


Auch in Rom ist es Herbst geworden. Die Tage sind kälter und regnerischer. Trotzdem ist es im Schnitt noch 10 Grad wärmer als zu Hause.
In diesem Eintrag möchte ich von einigen Höhepunkten berichten, die ich neben dem den Tag strukturierenden Gebet und den Diensten an der Pforte, in der Spülküche und für den Prior in den letzten drei Wochen erlebt habe.
Am ersten November konnte ich an einer Vorstellung von Radio Vatikan teilnehmen. Mit einem Vortrag stellte die deutschsprachige Referentin Gudrun Sailer die Medienabteilung des Vatikans mit seinen ca. 600 Mitarbeitern vor, die in 40 Sprachen beispielsweise über die päpstlichen Ansprachen und Gottesdienste, die Reisen von Papst Franziskus oder Verlautbarungen des hl. Stuhls berichten.
Am 2. November wurde in der Kirche von Sant’Anselmo das Requiem von Mozart gespielt. Dieses Werk mit Chor und Orchester erlebte ich von einem "exklusiven" Platz im Chorgestühl.
Über die Kirchengemeinde hier auf dem Aventin erhielt ich kurzfristig Platzkarten für die Papstmesse am Weihetag der Lateranbasilika, am 9. November. Da unser Bus im Stau stecken blieb, waren bei unserer Ankunft nur noch Plätze im Seitenschiff frei. Doch kurz vor Beginn der Messe wurde der vordere Sektor geöffnet und so saßen einer meiner Mitvolontäre und ich in der vierten Reihe.
In diesen Tagen folgte ein Highlight dem anderen. Am Montag feierten wir in Sant’Anselmo den 119. Weihetag. Nach der Messe folgte ein "pranzo festivo" mit Antipasti, Tagliatelle al limone und Ravioli, Carne und zum Nachtisch Tiramisu-Torte und Sekt. So knallten die Korken im Refektorium an die Decke. Bilder zum Festtag findet ihr unter diesem Link.
Letzten Mittwoch buchte ich meine Sitzplatzreservationen, da ich kommende Woche einige Tage nach Hause fahren und meine Familie und Freunde in Tübingen besuchen werde. Aus umwelttechnischen Gründen sitze ich dafür insgesamt 22h im Zug.

Sonntag, 27. Oktober 2019

Woche 7 - 8 - 9 - Klosteralltag

In meiner sechsten Woche in Rom begannen die Vorlesungen und für uns Volontäre nun der „Arbeitsalltag“. Am Montagvormittag reinigte ich im zweiten Stock die Fenster. Nachmittags machte ich eine Fahrradtour. Es ging Tiber abwärts nach St. Paul vor den Mauern, zur vierten päpstlichen Basilika. (Nun habe ich alle einmal besichtigt.) Da ich hier im Haus alles habe, was ich im Alltag benötige, ist es wichtig, dass ich immer wieder Zeiten finde, in denen ich nach draußen gehe. Als Assistent des Priors bin ich auch Postbote. Diese Woche verteilte ich z. B. die neuen Telefonlisten oder die Anmeldungen zu den „gruppi sociali“ (Sprachgruppen, die sich min. einmal im Monat treffen) in die Postfächer der etwas mehr als hundert Hausbewohner.
Große Freude bereitete mir am Mittwoch die Arbeit im Garten. Mit einem Rasenmähertraktor durfte ich den Fußballplatz auf der Westseite des Hauses auf Vordermann bringen. Zwar hat der Rasen immer noch ein paar staubige Löcher, aber die kleinen Trainingseinheiten könnten schon beginnen. Zur internen Semestereröffnung gab es am Mittwoch nach der Vesper ein Barbecue im Klostergarten. Am Sonntag war ich zur Heiligsprechung von John Henry Newman, der Schweizerin Marguerite Bays drei Ordensgründerinnen. Hier sah ich den Papst zum ersten Mal live, auch wenn er während der Messe weit weg war und mit seinem Papamobil schnell an uns „vorüberdüste“.

Seither sind schon wieder zwei Wochen vergangen. Zwei Wochen, in denen ich wieder Rasen mähte, Teller spülte, an der Portineria (Pforte) saß, drei Autos gewaschen habe, Büsche geschnitten, administrative Arbeiten für den Prior erledigte, etc. Ein Highlight war meine nächtliche Fahrradtour zum Petersdom. Ganz allein über die via della conciliazione zu fahren war ein besonderes Erlebnis. Ein weiteres Highlight war der deutschsprachige Abend hier in Sant’Anselmo. Bereits Nachmittags bereiteten wir für das Abendessen ein „typisch“ deutsches Essen zu. Nach der Eucharistiefeier in deutscher Sprache (mit Liedern aus dem Gotteslob) gab es eine Lachs-Kartoffelsuppe, Spätzle und Gulasch und zum Nachtisch Apfelstrudel mit Vanillesauce. Dazu gab es Bier aus Augsburg, sogar Hefe-Weizen. Morgen beginnt die neue Arbeitswoche. Ich bin gespannt was auf dem Programm steht.